Hausnummer 61-70


Nr. 61 – Andreas-Hermes-Straße 12

Wie bereits bei Nr. 58 erwähnt, bildeten diese beiden benachbarten Höfe früher ein großes Grundstück. Der Hof wurde von Wenzel und Reichard Wolfskeel an das Hochstift verkauft(1). 1642 war Peter Dürr der Besitzer, dann Kilian Neeß, danach Peter Gernert. Von ihm erwarb der Eigentümer des Nachbarhofes, Wendelin Dierauf, dann das Anwesen, danach dessen Sohn Valentin. Darauf wurde Peter Lesch Besitzer. Nach 1731 erhielt Wolfgang Fuchs das Anwesen durch Tausch. Dessen Tochter heiratete 1752 Lorenz Staudigel von Kirchheim, in dessen Familie sich der Hof weitervererbte. Nach Lorenz Staudigel war sein Sohn Michael Besitzer, dann dessen Sohn Peter, danach dessen Sohn Johann Georg. Sein Sohn Johann Peter verstarb kinderlos. Das Anwesen erbte Maria Barbara Endres von Poppenhausen, eine Verwandte von Johann Peter Staudigels Frau, die 1931 Georg Ferdinand Baumann heiratete. Deren Sohn Oskar ist heute Hofbesitzer.

 

Nr. 62 – Andreas-Hermes-Straße 10

Die ersten bekannten Besitzer waren 1409 Fritz Scheffer, 1516 Claus Scheffer und Claus Reyßner, 1530 Stephan Fries.(2)

Es handelt sich auch bei diesem Hof, wie bei einigen benachbarten, um eine Lehenhube der Hofkammer. Anscheinend  waren  es  ursprünglich  sogar  zwei Hofrieten, die später zusammengefaßt wurden<(3), dazu gehörten 112 Morgen Feld. 1642 war Hans Lesch, der später auch Schultheiß war, Besitzer, danach sein Sohn Valentin. Von ihm erbte sein Sohn Nikolaus (1710) den Hof, dann dessen Sohn Valentin.


Nr. 62 - das eindrucksvolle Bruchsteinhaus wurde 1895 erbaut

1781 kaufte Johann Leuckert von Ingolstadt das Anwesen. Er hatte 1766 Margaretha Stöhr geheiratet, davon leitet sich wahrscheinlich der Hausname „'s Störer“ ab, der sich bis heute erhalten hat. Den Hof erbte der Sohn Veit, dann dessen Sohn Michael 1839. Hoferbe wurde sein Sohn Philipp, dessen Tochter Barbara 1891 Kilian Raps von Nr. 59 heiratete. Von ihm erbte sein Sohn Adam den Hof, danach der Sohn Hermann, dessen Sohn Bernhardt den Hof heute bewirtschaftet.

Auch dieses Haus durfte wie Nr. 41 Kronprinz Rupprecht beherbergen, jedoch nur zum Frühstück. Anlaß war ebenfalls ein Manöver, das 1906 stattfand.

Aus diesem Anlaß wurde extra ein besonderes Kaffeeservice für eine Person angeschafft, das noch heute erhalten ist.

 

 Nr. 63 – Andreas-Hermes-Straße 15

Erster namentlich bekannter Besitzer war Johann Adam Lesch, der 1747 Barbara Dürr heiratete. Von ihm erbte sein ältester Sohn Caspar den Hof. Nach diesem war dessen Sohn Georg Besitzer, er war wie sein Vater Schmied. Georg verstarb 1866 ledig. Das Anwesen kam an die uneheliche Tochter von Georg Leschs Schwester Margaretha, die ebenfalls Margaretha hieß. Diese heiratete 1866 den Schmied Kaspar Singer von Hohestadt. 1884 zogen sie in das von Kaspar Singer neu erbaute Haus Nr. 48½. Das Haus kaufte Georg Gerschütz, Schneider aus Darstadt.

Seine Tochter Maria Magdalena heiratete 1901 Stephan Metzger von Baldersheim, dessen Sohn Georg den Hof erbte. Seine Tochter Rita heiratete 1967 Günther Wirsching aus Werbach.

 

Nr. 64 – Schwester-Assumpta-Weg 2

Über Besitzer dieses Hofes aus der Zeit vor dem 19. Jahrhundert gibt es keine sicheren Informationen, es gibt jedoch Hinweise, daß es sich bei diesem Anwesensen um die Hube des Eberhard Geyer von Giebelstadt handelt, die dieser 1409 an die Karthause Tückelhausen verkaufte(4). Hübner war damals Cuntz Hümpfer.

1529 kam die Hube in das Eigentum der Familie Eck aus Eßfeld, die den Besitz innerhalb der Familie in seiner ursprünglichen Größe weitervererbte. Im Jahr 1579 übergab Hans Heniger, der die Witwe Eck geheiratet hatte, die Hube seinen beiden Stiefsöhnen Michael und Thomas Eck.


Das alte Haus Nr. 64

1710 besaß Martin Ströhlein die Behausung mit Hofriet.

1782 gehörte das Anwesen Leonhard Fries, danach seinem Sohn Lorenz. Dieser vererbte den Besitz seinem Sohn Martin, dessen Ehe kinderlos blieb. Den Hof kaufte Josef Eck von Rottenbauer. Nach dessen Tod 1873 heiratete seine Witwe Anna Maria 1874 Andreas Korbmann von Gaurettersheim, den Hof erbte Anna Marias Tochter Maria Theresia aus erster Ehe. Diese heiratete 1888 Johann Peter Schmitt von Bieberehren. Danach war ihr Sohn Peter Besitzer, dann dessen Sohn Emil, der kinderlos starb. Hofbesitzer ist heute Emils Neffe Matthias Schmitt.

Das auf dem Foto abgebildete Haus wurde vor einigen Jahren abgerissen.

 

Nr. 65 – Schwester-Assumpta-Weg 5

Bei dieser Hausnummer handelt es sich um die ehemalige Kinderbewahranstalt, über die in einem gesonderten Kapitel berichtet wird. An dieser Stelle soll daher nur kurz auf die Vorbesitzer eingegangen werden. Über die Erbauungszeit des Gebäudes ist nichts bekannt, jedoch zeigt der Dorfplan von 1826 ein kleineres Haus mit Nebengebäude. Ursprünglich war das Haus einstöckig, beim Umbau zur Kinderbewahranstalt wurde es auf die heutige Höhe aufgestockt.


Die ehenalige Kinderbewahranstalt, Nr. 65

Die Lage des Anwesens läßt darauf schließen, daß es früher mit Nr. 64 ein gemeinsames Grundstück bildete, es war wahrscheinlich dem Kloster Himmelspforten gültpflichtig(5). Erster bekannter Besitzer war 1710 Adam Fries Witwe Walpurga, danach deren Sohn Georg, der das Haus wiederum seinem Sohn Leonhard vermachte. Das Anwesen blieb auch weiterhin bei der Familie Fries. Nach Leonhard Fries kam es an dessen Sohn Valentin, der unverheiratet blieb, später an dessen Bruder Lorenz.

Nach Lorenz Fries war sein Sohn Martin Eigentümer (auch Nr. 64). Martin Fries war mit Margaretha Münch von Ingolstadt verheiratet. Die Ehe blieb kinderlos, nach Lorenz Tod erbte Margaretha den Hof und brachte ihn in die Ehe mit Simon Dürr ein. Da auch diese Ehe kinderlos war, vermachte sie das Anwesen dem Pfarramt von Eßfeld mit der Auflage, eine Kinderbewahranstalt zu errichten.

Nach dem Bau des neuen Kindergartens kaufte es Albin Fuchs, dessen Sohn Thomas es bis heute besitzt.

 

Nr. 66 – Schwester-Assumpta-Weg 3


Das alte Haus Nr. 64

Erster bekannter Besitzer war der Weber Johann Matthäus Schäffer (geb. 1681), danach sein Sohn Johann Georg (geb. 1720), dann dessen Sohn Johann Georg (geb. 1741), seine Ehe blieb kinderlos. Das Anwesenkaufte Martin Düll von Darstadt. Seine Tochter Barbara heiratete 1854 Nikolaus Üttinger von Bieberehren. Dessen Tochter Apollonia ehelichte 1884 Johann Michael Schimmer von Aufstetten. Den Hof kaufte der Weber Michael Braun und vererbte ihn seiner Tochter Apollonia, die 1905 Joseph Beck heiratete. Dessen Sohn Michael erbte den Hof. Nach seinem Tod heiratete seine Witwe Barbara Franz Luff, die Ehe blieb kinderlos. Den Hof erbte die Tochter Elvira aus erster Ehe, die ihn in die Ehe mit Josef Graf einbrachte.

Das Foto zeigt das 1966 abgerissene Haus von der Kinderbewahranstalt aus gesehen. Wie man sieht, stand es weiter hinten als das neue Haus, der Garten vor dem Haus war viel größer als heute. Am Garten entlang sieht man den hochwasserführenden Bach vorbeifließen.

 

Nr. 67 – abgerissen

Erster bekannter Besitzer war um 1782 der Bader Johann Fries. Er wurde auch zeitweise bei Nr. 42 genannt. Nach seinem Tod heiratete seine Witwe Magdalena den Bader Peter Rüdling von Dettelbach. 1804 gehörte das Haus Leonhard Lesch, aber bereits 1808 zog dieser nach Nr. 71 um. 1826 war derder Schneidermeister Georg Raupp der Besitzer, danach sein Sohn Adam. Das Anwesen kaufte wahrscheinlich Jakob Graf, der durch Heirat mit Katharina Beck 1860 Wirt im benachbarten Hof Nr. 68, im Gasthaus „Zum Bären“, war. Von diesem kaufte Johann Grieb, Taglöhner aus Rittershausen, den Hof. Dieser zog im Dezember 1887 nach Nr. 58 um, nachdem 1886 Johann Georg Raps, der zu dieser Zeit Wirt in Nr. 68 war, das Haus gekauft hatte. Es wurde kurz darauf abgerissen. Raps erbaute 1906 ein neues Haus und verkaufte es 1910 an den Sattler Valentin Pfeuffer. Das Haus wurde nach dessen Beruf auch „Sattlershäusle“ genannt. Beim Bau des Hauses wurden Balken von der 1898 abgerissenen Echterkirche verwendet. Die Scheune wurde ungefähr 1927 erbaut.


Das „Sattlershäusle“ anfangs der 20er Jahre

Das Anwesen erbte Valentin Pfeuffers Tochter Viktoria, danach kam es an deren Nichte Anneliese, die 1960 Albert Seitz heiratete. Sohn Volker riß das Haus im September 1995 ab.


Ausschnitt aus dem Bauplan von Nr. 67 aus dem Jahre 1906

 

Nr. 68 – Andreas-Hermes-Straße 13

Wie bereits erwähnt, befand sich auch in diesem Anwesen ein Gasthaus, das Wirtshaus „Zum Bären“. Erster bekannter „Bärenwirt“ war Johann Braun. Er richtete wahrscheinlich das Bärenwirtshaus ein, da weder sein Vater Michael (1782 erwähnt) Wirt war, noch das Wirtshaus von seiner Frau in die Ehe eingebracht wurde. Außerdem wird ein „Bärenwirt“ an keiner früheren Stelle in den Matrikeln erwähnt.


Das ehemalige Wirtshaus „Zum Bären“, Nr. 68

Johann Braun, der erst ab 1817 mit dem Zusatz „Wirt“ bzw. „Bärenwirt“ in den Matrikeln geführt wird, heiratete 1797 Margaretha Pfeuffer, die Tochter des Adlerwirts Adam Pfeuffer, die wohl das „Know how“ über die Führung einer Gastwirtschaft mitbrachte. Johann Braun führte das Gasthaus von 1797 bis 1843, als sein Schwiegersohn Johann Leuckert, der seine Tochter Margaretha heiratete, die Wirtschaft übernahm.

Um 1860 war Jakob Graf Bärenwirt, wahrscheinlich durch Kauf. Seine Tochter Maria Margaretha heiratete 1886 Johann Georg Raps, der wie oben erwähnt Nr. 67 dazukaufte. Dieser veräußerte das Anwesen an Johann Georg Graf und kaufte Nr. 39 von Kaspar Raupp, wohin er auch die Wirtschaft verlegte.

Das Anwesen Nr. 68 erbte Josef Graf, dann dessen Sohn Josef. Von diesem kaufte Franz Schott das Anwesen, brach das Haus ab und ersetzte es in den 70er Jahren durch einen Neubau. Die alte Scheune steht noch.

 

Nr. 69 – zu Otto Leuckert

Dieser Hof ist heute ein Teil von Otto Leuckerts Anwesen (Nr. 75). Die Grundstücksgrenze verlief früher von Nord nach Süd, ungefähr in der Mitte des heutigen Hofs. Das Wohnhaus befand sich ein Stück hinter der heute existierenden Kapelle. Es scheint sich bei diesem Anwesen um einen der beiden Höfe des Hans Geyer von Heidingsfeld gehandelt zu haben, den er um 1483 an Claus Fries von Eßfeld verkaufte(6).

1710 erscheint Georg Lesch als Besitzer, 1716 Martin Fuchs. 1749 gehörte der Hof Hans Georg Pfeuffer, der ihn 1765 an seinen Sohn Leonhard weitergab. Von diesem kam das Anwesen um 1800 an dessen Sohn Siegmund. Nach ihm ging der Hof an seinen Sohn Leonhard, der bereits 1839 starb. Seine Witwe Magdalena heiratete 1840 Philipp Leuckert, der  den  benachbarten  Hof  Nr. 75  besaß.  In  der Folgezeit, wahrscheinlich beim Neubau des heutigen Wohnhauses von Nr. 75 im Jahre 1863, wurden beide Höfe auch baulich vereinigt. Obwohl ja eigentlich Nr. 69 verschwunden ist, wurde in den Einwohnerkatastern   diese  Hausnummer  weitergeführt, Nr. 75, die eigentlich weiterexistierte, wurde als „eingegangen“ geführt. Davon abweichend werde ich die weiteren Besitzer bei Nr. 75 anführen.

 

 Nr. 70 – zu Richard Beck

Dieses Anwesen existiert heute nicht mehr, sondern ist ein Teil von Nr. 71. Das Wohnhaus stand ungefähr in der Mitte des heutigen Hofs mit der Giebelseite zur Straße. Wann der Hof zur benachbarten Nr. 71 kam ist nicht genau festzustellen, mindestens jedoch seit Anfang des 18. Jahrhunderts.

Ursprünglich war das Anwesen wahrscheinlich die 2. Lehenhube des Klosters St. Stephan(7). Erster bekannter Besitzer war Kilian Ströhlein, 1682 erbte es sein Sohn Simon. Von 1710-1762 besitzt es Balthasar Michel, dann Valentin Lesch, Albert Breunig, zuletzt Andreas Breunig. Weitere Besitzer siehe Nr. 71.

1855 und 1861 wurde das Haus als leerstehend geführt und in den folgenden Jahren abgerissen.


(1)AMRHEIN, A.: Geschichte des Pfarrdorfes Eßfeld, S. 96
(2)ebd. S. 78f.
(3)ebd. S. 96
(4)ebd. S. 74f.
(5)ebd. S. 64
(6)ebd. S. 81
(7)ebd. S. 43