Das Schulhaus


Den ersten Hinweis auf eine Schule in Eßfeld findet sich in einer Urkunde aus dem Jahr 1612. Damals war "die Schul zur Notdurft eingericht", es stand also um die Ausstattung nicht zum Besten. Dennoch ist eine eigene Dorfschule zu dieser frühen Zeit bemerkenswert(1).

Über die örtliche Lage des Schulhauses besitzen wir aus der Zeit vor 1686 keine urkundlichen Nachrichten. Es ist allerdings sehr wahrscheinlich, daß sich das erste Eßfelder Schulhaus, wie auch in einigen anderen Gemeinden, z. B. Acholshausen oder Gaukönigshofen, in einem Torhaus befunden hat. Ein Aktenstück vom 11. Dezember 1705 berichtet, daß das Schulhaus "40 Treppenstufen hoch auf dem Kirchhofstor"(2) baufällig war, weil das Mauerwerk auseinanderging und das Holzwerk ganz verfault war, so daß es nicht bewohnt werden konnte.

In einem Brief der Gemeindeverwaltung an die Distriktschulbehörde vom 13. März 1787 berichtete der Schultheiß Peter Fries: "Das Schulhaus in unserem Ort Eßfeld Amts Heidingsfeld ist über einem Bogen gebaut, wodurch der Kirchengang sich befindet"(3). Dieses Torhaus, das den Zugang zum Kirchhof bildete, stand wahrscheinlich an der Stelle, wo sich bis 1992 das Lehrerwohnhaus befand. Es war wohl der Rest einer mittelalterlichen Kirchenburganlage. Lehrzimmer und Lehrerwohnung lagen im oberen Stockwerk. Der auf der nächsten Seite angeführte Grundriß zeigt die Verteilung der Räumlichkeiten.

Aufgrund der baulichen Mängel und des für die Schüler zu kleinen Lehrzimmers wurden 1710 größere Umbau- und Renovierungsarbeiten vorgenommen(2).

1732 wurde die Schule bei einer Visitation durch den Herrn Rural Dechant von Ochsenfurt besichtigt und einige Veränderungen vorgenommen. Der hohe Herr hat es "bei vorgenommener Visitation unter anderem für genehm und notwendig gehalten, den in dem Kirchhof zu Ungebührlich stehenden und zum Schulhaus gehörenden Backofen einzulegen und an einem bequemeren Orth zu versetzen, um dadurch die anscheinende Feuersgefahr gegen die daran stoßende Kirch dadurch abzuwenden"(4).

Neben dieser Brandschutzmaßnahme ordnete er außerdem eine Verlegung der Schulstube an, die ursprünglich im Obergeschoß des Torhauses untergebracht war. Er forderte, diese "also zu verändern, daß solche unterhalb des Bogens formlich eingerichtet und der Eingang zur Kirche oberhalb des Schulhauses versetzt werden solle"(4). Der Unterricht sollte also zukünftig im Untergeschoß erteilt werden.

1787 scheint der Zustand des Schulhauses wiederum sehr schlecht gewesen zu sein. Ein fürstlicher Inspektor besichtigte die Räumlichkeiten und berichtete daraufhin wie er "mit Zuziehung des dasigen Pfarrers Schultheisen und Gericht die Besichtigung vorgenommen und wie . . . die Schule am leichtesten, und das sowohl bequemlich als geräumig genug eingerichtet werden könnte"(3) Außerdem fügte er gleich entsprechenden Grundriß und Kostenvoranschlag für den Umbau bei. Das Torhaus sollte gründlich umgebaut werden. Wahrscheinlich war geplant, den Torbogen zuzumauern und den so entstandenen Raum für ein größeres Lehrzimmer zu nutzen. Außerdem sollte der Lehrer auf diese Weise mehr Raum für seine Wohnung haben, da so das ganze Obergeschoß für ihn zur Verfügung stände. Die Gemeindeverwaltung scheute allerdings die Kosten und wandte sich an die Schulbehörde. In einem Brief versuchte sie darzulegen, daß ein Umbau nicht nötig sei, da "eine gesunde und zugleich geräumige besondere Stube für die Schuljugend, dann eine besondere Stube für den Lehrer, welche... mit einem Ofen beheizt werden, nebst anderen Gemächlichkeiten vorhanden sind, sodaß dem Schullehrer gar nichts abgeht"(3).


Der Grundriß des Kirchhoftors, in dem bis 1799 Schule und Lehrerwohnung
eingerichtet waren

Wortreich wurden die Nachteile beschrieben, die ein Umbau der Schule mit sich bringen würde, um die "unsinnigen" Kosten für einen Schulhausbau einzusparen. Man sieht, daß Schule damals keinen hohen Stellenwert hatte: ". . . bei Einrichtung der verfügten Schulstube, wenn man die Lage betrachtet, jedermann in die Augen leuchtet, daß die vormalige gesunde Schulstube . . . mit der ungesunden (vertauscht) würde, weil die Sonne wenig oder gar nicht bescheinen kann, und daß diese Bogenmauer von Natur aus schädliche Ausdünstungen von sich gibt; anbei dadurch ein guter Theil des Schullehrers Hofrieth und das Gebeinhaus hinwegfallen würde, weil ein anderer Kirchengang eingerichtet werden müßte . . ."(3). Ein weiterer Grund sei, daß die "ohnehin gering bemittelte Gemeinde" nicht genügend Holz aufbringen könnte, um das Gemäuer genügend zu heizen. In Wahrheit war Eßfeld eines der reichsten Dörfer des Ochsenfurter Gaus. Abschließend bat die Gemeindeverwaltung ". . . unser Schulhaus, wie es steht, . . . zu belassen, als wir ohnehin vier Gemeindegebäu . . . zu unterhalten haben"(3).

Die Erneuerung wurde trotzdem beschlossen, nachdem der Kostenvoranschlag überarbeitet worden war, um Geld zu sparen. Insgesamt sollte der Umbau 111 Gulden kosten. Davon entfielen 36 Gulden auf den Maurerlohn, für 5 Schuh neue Mauer und für die Wiederherstellung der alten Giebelseite. Für 21 Gulden wurden 3 Ster Floßholz gekauft; 14 Gulden erhielt der Zimmermann.

Schon 1799 scheint das umgebaute Tor-/Schulhaus entweder baufällig oder zu klein geworden zu sein. Für fast 400 Gulden wurde ein neues Schulhaus gebaut(2). Dieses Schulhaus war das bis 1992 stehende Lehrerwohnhaus. Das Lehrzimmer war im unteren, das Wohnzimmer des Lehrers im oberen Stock. Die Gemeindeverwaltung hatte sich zwar durchgerungen, ein neues Schulhaus zu bauen, der Unterhalt lies aber oft zu wünschen übrig. Beispielsweise beschwerte sich Lehrer Walk 1808 bei der Großherzoglichen Schulkommission, daß die Holzbestimmung der Gemeinde für Lehrer und Schulzimmer zu gering sei, der Lehrer müßte "die Schulkinder bei Winterkühle und Kälte unterrichten, welche vor Frost zittern und aus der Schule bleiben werden". Im Jahre 1820 war auch dieses neue Schulhaus zu klein geworden; außerdem war der bauliche Zustand schlecht. Dazu befand die Schulbehörde, daß ungestörter Unterricht nur bei räumlicher Trennung von Wohn- und Schulhaus erteilt werden könne.

Die Distriktschulinspektion forderte die Gemeinde zu einem Neubau bzw. Verbesserungen auf. Diese erwiderte, es sei kein Geld für einen Neubau vorhanden, bot jedoch einen Raum im hiesigen Rathaus als neues Lehrzimmer an.

Die beiden folgenden Pläne zeigen Auf- und Grundriß des 1799 erbauten Schul- und Lehrerwohnhauses(5).


Aufriß und 1. Stock des 1799 erbauten Schulhauses


Grundriß des 1799 erbauten Schulhauses

Die Verhältnisse wurden daraufhin von einem Sachverständigen geprüft. Er berichtete der Schulbehörde am 6. Januar 1820: "Die Gemeinde Eßfeld hat ein sehr geräumiges, massiv von Steinen gebautes Rathaus, in welches 4 große Schulzimmer, jedes für 70 bis 80 Kinder eingerichtet werden könnte und ist auch bereit, in solches die Schule zu verlegen. Das Rathaus ist bayläufig 100 Schritte von der Kirche und in der Mitte des Ortes gelegen. Die höchste Stelle wird um Gutheißung gebeten, ob die Schule in das geräumige Rathaus verlegt werden dürfe, und ob hierzu ein Platz im 1. Stock, welcher 4 bis 5 Schuh höher als die Straße liegt, . . . zu nehmen sey"(6).


Das 1799 erbaute Schul- und Lehrerwohnhaus, 1992 abgerissen

Am 21. Januar 1820 kam die Genehmigung der Distriktschulinspektion. Unter gewissen Voraussetzungen durfte die Schule ins Rathaus verlegt werden. Eine Bedingung war, das Lehrzimmer im 1. Stock einzurichten, da die unteren Räume nicht geeignet waren. Eine zweite Bedingung war, daß die Lehrerwohnung, die nun die gesamte ehemalige Schule einnahm, renoviert werden müsse. Das freiwerdende Schulzimmer sollte zur Wohnung hinzugenommen werden, "damit er (der Lehrer) mit seiner Familie künftig anständig wohnen könne"(6). Die Schulbehörde bestand auf Erfüllung sämtlicher Bedingungen und behielt sich vor "widrigenfalls ein neues Schulhaus gnädigst zu verordnen. Welches für Eßfeld, das ein reicher Gauort ist, und übrigens Geld genug zum Saufen, Spielen, Schlagen und d. Gleichen hat"(6), bei entsprechender Bereitschaft seitens der Gemeindeverwaltung kein allzu großes Opfer gewesen wäre.

Das neue Lehrzimmer befand sich somit seit 1820 im Rathaus. Im ersten Stock befand sich links das Schul-, rechts das Gemeindezimmer.

Das Lehrzimmer war 9 Meter lang, 5,5 Meter breit und 3 Meter hoch. Dieser beschränkte Raum wurde als ausreichend für 70 bis 80 Schüler erachtet. Die Einrichtung des Schulzimmers bestand 1876 aus 8 Bänken, Gesamtlänge 30 Meter, Breite 60 cm. Links und rechts gab es Seitengänge. Vier der Bänke waren neu, der Rest war reparaturbedürftig.

1880 wurde das Lehrzimmer umgebaut und ausreichend eingerichtet. Die Seitengänge wurden entfernt. Es wurden 17 Bänke mit einer Gesamtlänge von 40,8 Meter und einer Breite von 50 cm eingebaut, es wurde also versucht, mehr Schüler unterzubringen.

Als Lehrmittel waren vorhanden: 1 Globus, verschiedene Wandkarten (Deutschland, Europa, Bayern, Unterfranken, Palästina), 5 kleine Karten von den 5 Erdteilen; außerdem gab es 2 Wandtafeln.

1904 waren zusätzlich noch vorhanden: 4 Landschaftsbilder, metrisches Maß und Gewichte, Rechenmaschine und 1 Wandfibel.

Im August 1891 sollte auf Drängen der Schulbehörde eine zweite Schulstelle eingerichtet werden. Die Gemeinde weigerte sich jedoch, da die vorgeschriebene Zahl der Schüler nicht überschritten wurde und der Platz im Schulzimmer ausreiche(7).

Im folgenden ist ein Grundriß des alten Rathauses mit dem Lehrzimmer von 1876 abgebildet(8).


Grundriß des alten Rathauses mit dem Lehrzimmer von 1876

1930 forderte das Bezirksamt Ochsenfurt die Gemeindeverwaltung wieder auf, wegen der hohen Schülerzahl eine zweite Schulstelle zu errichten. Da dazu ein zweiter Schulsaal nötig gewesen wäre, war im Gespräch, ein neues Schulhaus zu bauen. Der Neubau scheiterte allerdings wieder einmal am Geld, die erhofften Zuschüsse flossen nicht ausreichend.

Am 27. September 1930 beschloß die Gemeindeverwaltung, dennoch eine zweite Schulstelle zu errichten. Das benötigte zweite Klassenzimmer sollte entweder im bisherigen gegenüber liegenden Gemeindezimmer oder im oberen Saal von Hans Michel eingerichtet werden.

Da sich der Michelsaal nicht als Dauerlösung eignete, wurde das Gemeindezimmer in den bisherigen Holzraum im Erdgeschoß des Rathauses verlegt. Das bisherige Gemeindezimmer wurde umgebaut, Doppelfenster für mehr Licht eingebaut. Außerdem wurde das Treppenhaus umgebaut, um im Parterre Platz für neue Toiletten zu schaffen.

Anscheinend waren die neuen Raumverhältnisse nicht befriedigend. Bereits am 12. Juli 1931 wurde beschlossen, den geteilten Unterricht wieder einzustellen, da "nur zwei Schüler über der vorgeschriebenen Zahl" vorhanden waren. außerdem sei der bisherige Saal mit seinen 16 Bänken à 2 Meter ausreichend für die Schülerzahl.

1933 zeichnete sich eine Lösung des Schulhausproblems ab. Das Bezirksamt schlug den Bau eines neuen Schulhauses vor, die Mittel sollten nach Maßgaben der Bestimmungen des Gesetzes zur Minderung der Arbeitslosigkeit bereitgestellt werden. Der Gemeinderat war diesem Angebot gegenüber verständlicherweise positiv eingestellt. Lediglich die Frage nach dem Bauplatz war noch nicht geklärt. Im Gespräch war der Garten bei der Lehrerwohnung.

Auch dieser Plan verlief sich im Sand; die erhofften Zuschüsse blieben aus. Daher beschloß die Gemeindeverwaltung, das Anwesen des Johann Pfeuffer Nr. 33 (Sportheim) zu kaufen, um darin eine neue Lehrerwohnung sowie einen weiteren Schulsaal einzurichten. Das stattliche Haus konnte günstig erworben werden, da Pfeuffer aus Angst vor Verfolgung durch die Nazis nach Amerika auswandern wollte. Die Einrichtung des zweiten Schulsaals unterblieb, es zog lediglich die Lehrerwohnung in das neue Haus ein. Der Unterricht fand weiterhin in einem Saal im Rathaus statt.

1938 forderte das Bezirksamt die Gemeindeverwaltung auf, Rücklagen für die Errichtung eines Hitlerjugend-Heimes zu bilden.

Die Gemeinde lehnte ab, da wegen steigender Schülerzahl ein neuer Schulsaal errichtet werden mußte, bot jedoch an, beim Neubau eines Schulhauses den alten Schulsaal als HJ-Heim zu verwenden(8).

Die Lösung des Platzproblems ließ noch einige Jahre auf sich warten. 1946 zog die Gemeindeverwaltung ins Erdgeschoß des heutigen Sportheims um. In das freiwerdende Gemeindezimmer im ehemaligen Rathaus wurde schließlich am 19. August 1946 eine zweite Schulstelle eingerichtet und der Unterricht in zwei Räumen abgehalten. Ein Raum beherbergte die 1. bis 4. Klasse, der andere die 5. bis 8.

Ende der 50er Jahre entsprachen die Räumlichkeiten nach Ansicht der Schulbehörde nicht mehr den Anforderungen.

Im Zuge einer regelrechten Schulneubau-Welle beschlossen 1960 die Eßfelder, ebenfalls eine Schule zu bauen, wohl mit dem Hintergedanken, auf diese Weise die Schule langfristig im Ort halten zu können.

Mit der Eröffnung der neuen Schule im Dezember 1962 stand nun genügend Raum zur Verfügung. Die neue Schule war ausgerüstet mit Werkraum (heute Feuerwehrraum), Turnhalle und Lehrküche.

Der Unterricht wurde weiterhin in zwei Gruppen erteilt, 1. bis 4. und 5. bis 8. Klasse (heute Jugend- und Musikraum). Die Baukosten betrugen einschließlich Inneneinrichtung 300 000 DM(9).

Die neue Schule diente allerdings nicht einmal zwei Jahrzehnte ihrem Zweck. Bereits 1969 wurde die Volksschule aufgelöst und Eßfeld in den Schulverband Giebelstadt eingegliedert.

Nach verschiedenen Übergangsregelungen, bei denen nur zwei Jahrgänge von Kindern aus unterschiedlichen Ortschaften untergebracht wurden sowie nach Belegung mit Auslagerungsklassen auswärtiger Schulen, wurde die neue Eßfelder Schule 1979 endgültig geschlossen. Mit der Abschaffung der "Zwergschulen" ging auch Eßfelds alte Schultradition zu Ende.


(1) Würzburger Diözesangeschichtsblätter, Bd. 37, S. 725
(2) AMRHEIN, A.: Geschichte des Pfarrdorfes Eßfeld, S. 163
(3) STAATSARCHIV WÜRZBURG, LG Ochsenfurt, Administrativakten 94
(4) Eßfelder Gerichts- und Dorfprotokoll, 30. Juni 1732
(5) STAATSARCHIV WÜRZBURG, Statistische Sammlung, 706
(6) STAATSARCHIV WÜRZBURG, Akten d. LA Ochsenfurt
(7) Gemeindeprotokollbuch, 18. August 1891
(8) STAATSARCHIV WÜRZBURG, reg. Abg. 1943/45, Sign. 14379
(9) MAIN-POST, 4. Dezember 1962